Die Geschichte des Prosciutto di San Daniele (San Daniele Schinken) hat weit zurückreichende Wurzeln. Der Begriff „Prosciutto“ (dt. Schinken) kommt aus dem Lateinischen und lässt sich Experten zufolge auf zwei verschiedene Wurzeln zurückführen. Einige sind der Meinung, dass dieses Wort aus den Teilen pro, stehend für die Vorzeitigkeit einer Handlung, und exsuctus, dem Partizip Perfekt des Verbs exsugere, d. h. „aussaugen“, besteht. Andere wiederum schlagen prae suctus vor, was „ausgesaugt“ bedeutet. Beide Vermutungen beziehen sich in jedem Fall auf die Verarbeitung des Fleischs und den Lufttrocknungsprozess.
Anders verhält es sich bei der Herkunft des spanischen Worts jamon, das nicht auf die Konservierungstechnik zurückzuführen ist, sondern auf den französischen Begriff jambon,, der seinerseits vom Lateinischen gamba (dt. Bein) kommt. Spanien stand nämlich, was die gastronomischen Fachbegriffe angeht, jahrhundertelang unter dem Einfluss der französischen Sprache.
Das englische Wort für Schinken ist dagegen ham, was direkt vom Urgermanischen hamma (dt. Bein) abgeleitet ist.
Bereits bei den Kelten war die Schweinezucht für die Ernährung der Bevölkerung von grundlegender Bedeutung. Schinken waren schon in dieser Kultur bekannt. Es gibt historische Hinweise darauf, dass die Hinterfüße von Schweinen bereits um das 5. Jahrhundert vor Christus verarbeitet und eingesalzen wurden. Diese Vorläufer des heutigen Schinkens waren nicht nur für die Ernährung unerlässlich, sondern dienten auch als Tauschware mit griechischen Händlern. Das von der italienischen Halbinsel stammende Fleisch war schon damals außerhalb der Landesgrenzen äußerst beliebt, was laut dem griechischen Arzt Hippokrates seinem Geschmack und der guten Bekömmlichkeit zu verdanken war.
Was die Zeit der Kelten betrifft, deuten ausschließlich archäologische Funde auf diese Schinken hin. Aus der Römerzeit stammen dagegen die ersten schriftlichen Quellen, die die Existenz dieses Nahrungsmittels bezeugen. Erwähnt wurde Schinken beispielsweise in den Schriften von Polybios, Ovid, Apicius und Cato dem Älteren. De re rustica, ein 37 vor Christus vom Universalgelehrten Marcus Terentius Varro verfasstes Buch, enthält so etwas wie ein Wurstrezept sowie verschiedene Angaben zu dessen Verzehr sowohl durch die Zivilbevölkerung als auch die Soldaten während der militärischen Feldzüge.
Im Mittelalter verbreitete sich die Schweinezucht in ganz Italien. Zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert wurde die Herstellung von auf Schweinefleisch basierten Nahrungsmitteln und somit auch von Schinken zu einem richtigen Beruf. So entstand beispielsweise der Beruf des Schweinemetzgers (ital. norcino), der Schweine schlachtet und deren Fleisch verarbeitet. Dies führte zur Entstehung von Zünften oder Gilden und zur Erstellung von Schriften und Statuten, die die Herstellung dieser Nahrungsmittel regelten.
Schinken wurde somit zu einem zunehmend raffinierteren Produkt und erhielt schließlich in der Renaissance einen Ehrenplatz auf den Tischen adeliger Familien.
Während der langobardischen Herrschaft wurden auf dem Gebiet von San Daniele del Friuli Auseinandersetzungen zwischen Langobarden und Bajuwaren ausgetragen. Von Anfang an zeichnete sich das Städtchen durch seine starke Berufung zum Handel aus: San Daniele del Friuli wurde 1139 zum öffentlichen Markt und avancierte zu einem der wichtigsten Märkte in Friaul-Julisch Venetien. 1420 wurde San Daniele der Republik Venedig angegliedert, und damals besuchten die Vertreter der Lagunenrepublik regelmäßig die verschiedenen Kommunen, die ihnen zum Zeichen der Achtung Geschenke überreichten, darunter auch einige persutto, die bereits damals köstlich waren und sehr geschätzt wurden.
Im Zuge der industriellen Revolution entstanden im 19. Jahrhundert in ganz Italien Wurst- und Schinkenfabriken sowie Industriebetriebe, die der Wurst- und Schinkenherstellung vor allem dank der immer leistungsstärkeren Techniken einen neuen Auftrieb verliehen. 1866, in dem Jahr, in dem das Friaul dem Königreich Italien angegliedert wurde, verbreitete sich der San Daniele Schinken auf der ganzen Halbinsel. Der San Daniele DOP (mit dem Gütesiegel g. U.) hatte zum ersten Mal eine nationale Bedeutung, und seither geht sein Erfolgszug weiter und er ist als typisches italienisches Produkt anerkannt.