San Daniele del Friuli ist nicht nur für die Herstellung des San Daniele Schinken international bekannt, sondern auch für Kunst und Kultur: die Biblioteca Guarneriana, die älteste der Region, beherbergt Schätze wie eine Göttliche Komödie aus dem 14. Jahrhundert und seltene Drucke. In der Kirche Sant’Antonio Abate kann man einen wunderbaren Freskenzyklus aus der Renaissance von Martino da Udine bewundern, der als „Pellegrino da San Daniele“ bekannt ist. Und das ist noch nicht alles: das Museo del Territorio beherbergt archäologische Funde, Kunstwerke und Artefakte, die von der reichen Geschichte und Kultur dieser faszinierenden friaulischen Stadt erzählen.
Die Kirche Sant’Antonio Abate
Die Kirche Sant’Antonio Abate wird wegen ihrer außergewöhnlichen Fresken an den Wänden die „Sixtinische Kapelle des Friauls“ genannt.
Das einschiffige Gebäude beherbergt ein künstlerisches Erbe von unschätzbarem Wert, das im Laufe der Jahrhunderte das Ergebnis des Genies von Meistermalern war. Sie ist vor allem für die drei Freskenzyklen bekannt, die ihre Wände schmücken, darunter das Werk von Vitale da Bologna aus dem späten 14. Jahrhundert und das von Martino da Udine, auch bekannt als Pellegrino da San Daniele, der von 1497 bis 1522 arbeitete.
Im Chorgewölbe sind Propheten und Evangelisten gemalt, während an der Rückwand eine majestätische Crocifissione zu sehen ist.. In den Unterbögen und an den Wänden des Chors sind die Geschichten des heiligen Abtes Antonius und Christi zu sehen, wobei noch Spuren des älteren Zyklus mit Szenen aus der Kindheit Christi zu erkennen sind.
Die Geschichte der Kirche Sant’Antonio Abate hat ihre Wurzeln im Mittelalter, als sie die Kirche des Hospitals Sant’Antonio war, das 1308 geweiht wurde. Sie wurde 1348 schwer beschädigt, aber dank der Wiederaufbauarbeiten wurde sie 1470 wieder eingeweiht.
Die Biblioteca Guarneriana
Die Biblioteca Guarneriana wurde 1466 auf Veranlassung von Guarnerio d’Artegna, einer Koryphäe der damaligen Zeit, gegründet.
Guarnerio d’Artegna wurde in Rom ausgebildet, tauchte in das Leben der römischen Kurie ein und schlug eine kirchliche Laufbahn ein. Zurück in Friaul-Julisch Venetien widmete er einen Teil seines Lebens dem Kopieren von Manuskripten und bewahrte so unschätzbare Werke für zukünftige Generationen.
Er verwirklichte seine Vision, als er als Pfarrer in seiner Residenz in San Daniele del Friuli ein Skriptorium einrichtete, das zu einem renommierten Zentrum für das Kopieren und Bewahren von Texten wurde. Am 10. Oktober 1466, wenige Tage vor seinem Tod, diktierte Guarnerio sein Testament, in dem er seine kostbare Bibliothek der Kirche San Michele vermachte und strenge Regeln für ihre Erhaltung und Nutzung aufstellte.
Auf diese Weise entstand die Bibliothek mit einer anfänglichen Sammlung von 172 lateinischen Handschriften, die zu den ersten Beispielen öffentlicher Bibliotheken in Italien gehörte. Der öffentliche Charakter und die Zugänglichkeit für die örtliche Gemeinschaft zogen viele Intellektuelle an, die mit der Schenkung ihrer Sammlungen dazu beitrugen, das Erbe der Guarneriana im Laufe der Jahrhunderte weiter zu bereichern.
Zu den wertvollen Werken, die in der Guarneriana aufbewahrt werden, gehört die byzantinische Bibel, ein geheimnisvoller Codex, dessen Herkunft und Miniaturen eine faszinierende Mischung aus westlichen und levantinischen Elementen darstellen. Andere Manuskripte enthalten Werke von Humanisten und klassischen griechischen und lateinischen Autoren und zeugen vom Reichtum und der Vielfalt des im Laufe der Jahrhunderte gesammelten kulturellen Erbes.
Die Kathedrale des heiligen Erzengels Michael
Im Zentrum von San Daniele del Friuli dominiert die Kathedrale von San Michele Arcangelo den Hauptplatz.
Der Ursprung der Kathedrale geht auf das 18. Jahrhundert zurück: Ihr Bau ist ein bezauberndes Beispiel für barocke Architektur, die sich harmonisch in die Atmosphäre der Renaissance einfügt. Neben der Kathedrale steht das alte Rathaus, das heute die Bibliothek Guarneriana beherbergt und diesem heiligen Ort weiteren Charme und Geschichte verleiht.
Die Kathedrale erlebte einige kritische Momente: Im Herbst 1944 wurde die Fassade durch einen alliierten Bombenangriff irreparabel beschädigt. Im Frühjahr 1945 wurde die Kathedrale erneut von den Kanonenschüssen der sich zurückziehenden Nazi-Panzer bedroht, die den Sakralbau nur knapp streiften.
Das Erdbeben von 1976 hinterließ auch an der Kathedrale seine Spuren und verursachte weitere Schäden an der Struktur.
Das Innere der Kathedrale empfängt den Besucher mit drei Schiffen, die mit Kunstwerken und sakralen Schätzen geschmückt sind. Dazu gehören das Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert und das wertvolle Gemälde der Heiligen Dreifaltigkeit von Pordenone. Ein weiteres Schmuckstück der Kathedrale ist ihre prächtige Orgel, die mit ihren drei Klaviaturen und über dreitausend Pfeifen zu den größten der Region gehört.
Das Museo del Territorio
Eine Reise nach San Daniele del Friuli ist nicht vollständig ohne einen Besuch des Museo del Territorio. Das Museum befindet sich im charmanten Kreuzgang des Alten Hospitals aus dem 17. Jahrhundert, einem ehemaligen Dominikanerkloster, und verkörpert einen wertvollen kulturellen Raum mit historischen und künstlerischen Zeugnissen, die Jahrhunderte des Lebens und der Kultur in der Region Friaul umfassen.
Das Museum des Territoriums von San Daniele zeichnet sich durch seine Sammlung aus, die von archäologischen Zeugnissen bis hin zu sakraler Kunst und ethnografischen Objekten reicht. Aufgeteilt in drei grundlegende Abschnitte – Archäologie, sakrale Kunst und Ethnographie – bietet sie dem Besucher eine faszinierende Reise durch die Zeitalter und Traditionen der Region.
Die archäologische Abteilung des Museums zeigt eine breite Palette von Exponaten aus Funden und Ausgrabungen in der Region. Anhand der Exponate kann man die Entwicklung des Lebens in der Region nachvollziehen und mehr über die jahrtausendealte Vergangenheit der Region erfahren.
In der Abteilung für sakrale Kunst können die Besucher unschätzbare Werke aus lokalen Kirchen bewundern, darunter zwei Holzaltäre aus den Kirchen S. Antonio Abate und S. Maria della Fratta. Die Abteilung umfasst auch eine reiche Sammlung von Holz- und Leinwandgemälden sowie Reste von Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die einen Einblick in die rege künstlerische Produktion geben, die die Region im Laufe der Jahrhunderte geprägt hat.
Portonat
Die Porta Gemona, auch Portonat genannt, ist der monumentale Eingang zum historischen Zentrum von San Daniele del Friuli. Das 1579 nach einem Entwurf von Andrea Palladio errichtete Tor fügt sich harmonisch in die bereits bestehenden mittelalterlichen Mauern ein und ist ein unverwechselbares und geschichtsträchtiges Element.
Das Werk Palladios zeichnet sich durch seine Eleganz und Gelassenheit aus. Der von rustizierten Quadersteinen eingerahmte Rundbogen beherrscht das Bauwerk, während das gebrochene dreieckige Tympanon, das mit Wappen und Inschriften verziert ist, seinen feierlichen Charakter unterstreicht. An den Seiten befinden sich zwei Nischen mit allegorischen Statuen, während ein kleiner Panoramabalkon einen beeindruckenden Blick auf die Stadt bietet.
Der Portonat ist nicht nur ein einfaches Tor, sondern ein wahres architektonisches Juwel, das vom Genie des Palladio und seiner Meisterschaft bei der Verbindung von Funktionalität und Ästhetik zeugt. Wer dieses Tor durchschreitet, taucht in die Geschichte von San Daniele ein und lässt sich von der Schönheit seiner Architektur verzaubern.
Neben seinem historischen und künstlerischen Wert ist der Portonat auch ein wichtiges Symbol für die Gemeinde San Daniele. Das Tor verkörpert die Stärke und Widerstandsfähigkeit der Stadt, die im Laufe der Jahrhunderte Kriegen, Erdbeben und Seuchen standgehalten hat. Heute ist der Portonat ein beliebtes Ausflugsziel für Bürger und Touristen, ein Ort, der dazu einlädt, die Schönheit und die Schätze zu entdecken, die San Daniele zu bieten hat.